Der Examensdschungelführer

von Vera v. der Osten-Sacken, im Februar 2004

Wenn Euch danach ist, könnt Ihr ganze Kompendien von Examensratgebern, Durchhaltehelfern und Prüfungsfitmachern im speziellen und allgemeinen aus Buchhandlungen oder dem Internet beziehen. Dem möchte ich kein weiteres hinzufügen. Sinn der folgenden Seiten ist es, zu sammeln, was mir bisher an Erfahrungswerten und nützlichen Tips zugänglich war, dem ungewissen Gefühl vor den Prüfungen ein paar Konkreta entgegenzustellen und vermeidbare Planungspannen zu verhindern.

Meine Sammelarbeit ist ganz und gar nicht abgeschlossen:
Über Eure Erfahrungen steht zum Beispiel noch gar nichts drin…

Vorfeld und Grundsätzliches

Ihr könnt die Bibelkundeprüfung schon vor Euren eigentlichen Examina ablegen. Das ist sehr ratsam. Alles, was Ihr Euch vorher vom Leib schaffen könnt, macht Euch am Schluß die Sache leichter. Außerdem fällt Eure Leistung und damit auch die Note in der Regel besser aus, wenn Ihr ausgeruht und nur auf diese Prüfung vorbereitet antreten könnt, als wenn Ihr sie als sechste an fünf andere Prüfungen anschließen müßt.

Sobald Ihr Euch zum Examen gemeldet habt, könnt Ihr Euch eine Bescheinigung darüber geben lassen. Am besten erbittet Ihr sie an Ort und Stelle in Bremen bei Frau Grinke. Damit habt Ihr eine schriftliche Bestätigung in der Hand, daß Ihr im Examen seid. Mit ein bißchen Glück, bringt Euch dieser Zettel eine schonendere Behandlung oder besondere Konditionen in Bibliotheken. Auf jeden Fall können diejenigen unter Euch, die ihre Examenszeit in Göttingen verbringen, sich mit diesem Nachweis einen Tisch in der Fakultätsbibliothek reservieren lassen, auf dem sie exklusiv arbeiten und auch Bücher über Nacht stehen lassen können.

Zuhören: Geht auf jeden Fall beim Examen vor Eurem eigenen lauschen (mit Kandidat/in absprechen und unbedingt bei Herrn von Zobeltitz anmelden). Steht kein Bremer Examen zur Verfügung, versucht mal, ob Ihr bei den Hannoveranern lauschen könnt. Dazu könnt Ihr Eure zukünftigen Prüfer fragen, wann sie das nächste Mal dran sind, und ob Ihr Euch mit den Kandidaten in Verbindung setzen dürft, sofern der Prüfer bzw. die abnehmende Landeskirche selbst das Lauschen gestatten. In der Regel ist sowas möglich, aber auch hier: vorher fragen und anmelden: Nötigerweise beim Prüfenden Organ (Ausschußvorsitzende/r und Prüfer/in), anständigerweise bei den Prüflingen, die in ihrem Meldeformular ohnehin gefragt werden, ob sie mit Zuhörern einverstanden sind.

Die meisten Prüfer haben eigene Fragedynamiken (vom Allgemeinen zum Speziellen / erstmal Text oder Quelle gliedern / Bonusfragen / solange fragen, bis der Kandidat eine Lücke hat, auch wenn er längst die 1 erreicht / …

Hört Euch auch die an, die Euch nicht prüfen werden. Bei Ihnen seid Ihr gelassener und bekommt einfach mehr mit.

Examen zu machen, ist sehr teuer: Fahrten nach Bremen/Göttingen, Bücher kopieren, damit sie nicht im letzten Moment jemand vormerkt, Material/Kopien für Hausarbeiten, Literatur kaufen, die sonst nicht zu kriegen ist, Zugeständnisse an die Schönheit wie Mappen, Bindungen o.ä. evtl. sogar neuen Satz Klamotten für die mündlichen Prüfungen (- obwohl das keiner für nötig hält und Euch niemand einen Vorwurf macht, solange Eure Garderobe nicht provokant oder extrem nachlässig ist, kann das eigene Wohlbefinden davon profitieren, wenn man sich gut gekleidet fühlt.)

Wenn Ihr nicht ohnehin in Göttingen seid, vergesst nicht, Euch um ein Quartier für die beiden Klausurtage und die mündlichen Prüfungen zu kümmern. Es lohnt sich, in diesem Fall beim Bremer Studienhaus anzufragen: Dort gibt es ein kleines Gästezimmer. Sollte es gerade nicht zur Verfügung stehen, helfen Frau Weber und ich auch gerne, eine andere Möglichkeit für Euch zu finden.

Die Bremer Landeskirche gibt Euch zum Examen einen Büchergutschein (110,- € wie den zur Zwischenprüfung). In dem Bremer Buchladen, für den er gilt, könnt Ihr Euch auch Sachen bestellen lassen, die sonst nicht so üblich sind (z.B. Literatur für Eure Spezialthemen).

Je länger das Examen dauert, desto mehr seid Ihr ausgelaugt und desto weiter entfernt Ihr Euch von der "normalen" Realität. Wer das selbst durchgemacht oder mitangesehen hat, versteht Euch in der Regel. Aber erwartet nicht, daß jedem unmittelbar einsichtig wird, warum Ihr überreizt, mürrisch/panisch und vielleicht auch ungerecht seid, nur weil Ihr erwähnt, gerade im Examen zu sein. Viele Leute stellen sich darunter etwas vor, für das man 3 Wochen lernt, und finden ab der 4ten Woche die "Ausrede" langweilig.

Dazu kommt eine besondere Art von Dusseligkeit, die gegen Ende Eures halben Jahres Dauerstreß aufkommt und meist einen Rattenschwanz von Pech hinter sich her zieht: Vase zerschmissen > Oma sauer > Familienfest ruiniert > Opa Herzanfall … Na ja - nicht ganz so extrem, aber für solche Dinge seid Ihr in der Examensendphase besonders anfällig. Plant also mehr Zeit und Geld ein, vermeidet lange Autofahrten, kündigt nicht gerade Eure Haftpflichtversicherung und versucht selbst gelassen zu bleiben, wenn etwas nicht so läuft wie gewöhnlich.

Kein Mensch ist völlig gelassen gegenüber dem Examen. Im Gegenteil: Gerade diejenigen, die gute Examina machen, haben in der Regel die meiste Angst.

Weder altgediente Pastoren, wie Louis-Ferdinand v. Zobeltitz und Joachim Stoevesandt, noch ausgewachsene Professoren, wie Eure Prüfer, haben es nötig, Euch unnütz Steine in den Weg zu legen.
Wenn nichts wirklich Ungewöhnliches passiert, könnt Ihr mit Verständnis und Wohlwollen rechnen.

Göttingen

Schlimm genug, daß es so wenige von Euch für nötig halten, dort mal gewesen zu sein, wo das Examen stattfinden wird.

Noch schlimmer, daß Ihr offenbar kein Interesse habt, das Bremer Studienhaus (und meine immens wichtige Person...) kennenzulernen - wobei, das Studienhaus und auch die Uni nicht zu kennen, wirklich eine Bildungslücke ist, wenn man als Bremer etwas auf sich hält !

Das wird sich rächen, liebe Kollegen, spätestens, wenn Ihr zum Examen kommt…

Hier ein paar wichtige Günde, weshalb Bremer Theolog/inn/en grundsätzlich ein paar Semester in Göttingen zugebracht haben sollten:

Hier gibt es den direkten Kontakt zu Euren Prüfern, der vieles bei Planungen, Absprachen und Themenwahl erleichtert.

Zum Beispiel ist es nicht zu verachten, jederzeit nachfragen oder mal eben in die Sprechstunde kommen zu können und ohne Zeitdruck alle Einzelheiten zu verhandeln. Wer in der gleichen Stadt wohnt, muß schließlich nicht alles an einem Tag erledigen.

Auch macht es gegenseitige Abstimmungen leichter, wenn sowohl Ihr selbst, als auch Eure Prüfer genau wissen, welchen Fundus an Materialien, Literatur etc. Ihr realistischerweise zur Verfügung habt.

In der Fakultätsbibliothek liegt ein Ordner mit schon gelaufenen Klausurthemen, den die Hannoversche Fachschaft pflegt. Besonders Prüfer, die wenig Erfahrung mit Bremer Kandidaten haben, greifen gern auf diese und ähnliche Themen zurück. Der Ordner ist sehr dick. Wenn Ihr einen realistischen Eindruck daraus gewinnen wollt, müßt Ihr Euch schon ein Weilchen damit befassen.

Fremde Tips, welche Lehrbücher etwas taugen, könnt Ihr grundsätzlich vergessen: Haltet Euch an das, was Ihr selbst richtig findet oder Eure Prüfer sagen. Alle Lehrbücher sind auf ihre Weise gut, aber jedes hat seinen eigenen Zugang. Wenn Ihr Euch Eurem Thema auf ähnliche Weise nähert wie der, der Euch beurteilen soll, oder mit Überzeugung erklären könnt, weshalb Ihr diesen und keinen anderen Ansatz bevorzugt, habt Ihr es wesentlich leichter.

Die Uni Göttingen bietet, wie jede andere, Klausurkurse und Examensvorbereitungen an. Mit etwas Glück ist gerade einer Eurer Prüfer damit an der Reihe. Die Glückswahrscheinlichkeit kann man dadurch erheblich erhöhen, daß man nicht erst im letzten Augenblick nach Göttingen kommt.

Auch Lerngruppen mit Leuten, die vielleicht mehr über Eure Prüfungen und Prüfer wissen, sind ein Heimvorteil.

All die kleinen Unsicherheitsfaktoren entfallen, die normalerweise aufkommen, wenn man Zimmer- oder Telephonnummern nicht kennt, nicht weiß, wie lange oder wann welcher Bus fährt, wen man fragen kann, wo man parken darf, ob es Telephonzellen für Karten/Kleingeld oder Geldautomaten gibt, wohin man in der nicht enden wollendenden Mittagspause geht, oder wie weit es zum Campus ist.

Last but not least: In Göttingen sitze ich.
Ich habe in der Fakultät einen Büroplatz für meine Sprechstunde (nach Vereinbarung in Raum E 25) und bin auch viel im Studienhaus anzutreffen. Wenn Ihr meine Hilfe braucht, erreicht Ihr mich unter:

?

Überblicke gewinnen und Summen ziehen

Sehr beliebt ist eine vorbereitende Lernphase vor den Examen - üblicherweise ein Semester. Das ist Geschmackssache. Die meisten machen sie, ich habe keine gemacht, kann hier also nur sammeln, was anderen geholfen hat, oder, was mir die Sache wahrscheinlich leichter gemacht hätte:

Bei den meisten Prüfungsformen ist das anstrengendste der Zeitdruck. Entsprechend ist es sinnvoll, die vielen Spezialwissensgebiete, die man im Laufe des Studiums gesammelt hat, in einen roten Faden einzuflechten, um sie im rechten Moment parat zu haben und sich in dem gelernten Faktendschungel orientieren zu können. Solch einen roten Faden liefert in der Regel eine Überblicksvorlesung, -übung, oder entsprechende Veranstaltung.

Spezialveranstaltungen solltet Ihr in der Examensvorbereitung nur besuchen, wenn sie dirket eins Eurer Themen betreffen oder nahe daran herankommen. (Nicht verzetteln)

Auf keinen Fall solltet Ihr einfach von der Uni wegbleiben und im eigenen Saft schmoren.
Wenn es tatsächlich im betreffenden Semester nichts gibt, das sich für Euch zu besuchen lohnt (das wäre ernsthaft etwas neues !), dann lernt wenigstens regelmäßig in der Bibliothek oder tauscht Euch mit anderen aus.

Der Grund dafür: Wer sich in den Ausnahmezustand begibt und abkapselt (oder umgekehrt in unifremde Prozesse z.B. zuhause einbinden läßt), bekommt immer mehr Distanz, verliert den Sinn für's rechte Maß und wirft nach und nach alles Lästige über Bord, um entweder noch ein bißchen mehr rauszuholen oder sich endlich einmal eine "Pause" zu gönnen.

Dummerweise ist in der Regel als erstes die methodische Genauigkeit, das Stellen scheinbarer Randfragen und das komplexere Zusammenhangsdenken lästig, sodaß Ihr mit der Einsiedlermethode weniger Freiraum zum denken gewinnt, als Euch von allen Selbstkontrollen aber auch Inspirationsquellen abschneidet und am Ende nur noch auswendig lernt - was bekanntermaßen wenig nützt.

Wenn Euch nicht gerade allerextremste Geldnot dazu zwingt, meldet Euch nicht zum Examen, bevor Ihr nicht das Gefühl habt, daß sich das bisher Gelernte langsam zu einem Gesamtbild verdichtet. Das ist meistens ein Anzeichen dafür, daß Ihr langsam vom exemplarischen Häppchenkauen wegkommt, souverän werdet, und nicht nur die Uni verlaßt, weil Ihr "einfach keine Lust mehr habt, Student zu sein". (Solche und ähnliche Retrospektivscheußlichkeiten höre ich bezeichnenderweise am meisten von Leuten (nicht nur Pfarrern !), die auch jetzt in ihrem Beruf nicht zufrieden sind.)

Zahlen, Daten, Richtlinien

habe ich selber kaum. Die Hannoversche Fachschaft hat einige gesammelt (wer ist mit wieviel, meist zeitlichem, Aufwand wie gut gefahren etc.).

Leider habe ich noch keine Antwort, ob ich sie hier veröffentlichen darf. Als Papierkopie liegen sie in der Bibliothek der Göttinger Fakultät im selben Ordner wie auch die Klausurthemensammlung.

Siehe auch -> Göttingen

Zeitpläne

Spätestens seit Einstein wissen wir, daß Zeit relativ ist: Plant also erstens nicht jeden Tag ganz voll - Ihr werdet sicher länger brauchen - und zweitens auch Karenztage ein: Kein Mensch ist unter einem halben Jahr Dauerbelastung nicht auch mal krank oder einfach ausgelaugt.

Bei mir hat sich folgende Faustregel ganz gut bewährt: Am Tag 3 Stunden frei, In der Woche 1 Tag frei und nach jedem geschafften Prüfungsteil (große Hausarbeiten, Klausuren, Mündliche sowieso) erstmal 3 Tage bis 1 Woche erholen - und zum Abschluß - egal wie's ausgegangen ist - tüchtig feiern.

Warum ist ausgerechnet "Feiern" ein Tip ? Hier der Grund: Nach der Ultrastreßphase, die zu den mündlichen Prüfungen nochmal einen Höhepunkt bekommt, fällt der ganze Examensdruck von Euch ab. (Mir ist erst nach mehreren Wochen richtig klar geworden, unter wieviel Druck ich gestanden habe…) Das liefert zwei gute Gründe für's Feiern:

...1: Egal wie das Examen ausgeht, ist man als erstes meist unzufrieden und enttäuscht, viele schimpfen oder weinen sogar. Das ist ein Druckventil und hat wenig damit zu tun, ob man statt der 1,0 "nur" die 1,5, statt der 2 nur die 3 oder gerade eben eine knappe 4 bekommen hat. Selbst, wenn man durchfällt, ist diese Enttäuschung zu einem guten Teil nur Ausdrucksform davon, daß jetzt der ganze angestaute Prüfungsdruck entweicht. Beim Feiern darf man sich gehen lassen und alles rausquatschen, -tanzen oder sonstwie an die Luft setzen, was schon ein halbes Jahr darauf wartet, endlich kommuniziert zu werden.

...2: Feiern setzt ein Schlußpunkt. Danach kann man, ohne das lange erklären zu müssen, in aller Ruhe wieder in die Gemeinschaft der "normalen" Menschen eintreten. (Etwas ähnliches ist übrigens auch Sinn der traditionellen Hochzeitsreisen - habe ich nach meiner eigenen Hochzeit selbst erlebt: Nach langer aufwendiger Vorbereitung und dem nicht unerheblichen Streß durch tagelange Familienfeiern braucht das Paar erstmal Distanz und eine Möglichkeit, sich vor allen zu verkriechen, um abgesehen vom Genießen der ungestörten Zweisamkeit überhaupt erstmal den Hochzeitsstreß zu verdauen.)

Das Vikariat beginnt üblicherweise zum 1.6. In der Zeit nach dem Examen bis dahin werdet Ihr einige Dinge in Bremen regeln müssen und wahrscheinlich steht für Euch auch ein Umzug an. Reisen kommt also kaum in Frage. Plant aber trotzdem nicht Eure volle Leistungskraft ein. Wenigstens die ersten Tage nach dem Examen sollten Erholungphase sein.

Was tun, wenn man unbedingt was tun will, aber noch nichts Konkretes ansteht ?

Vor allem die Zeit zwischen Eurer Meldung und dem Erhalt der konkreten Themen kann quälend lang werden. Ein paar Dinge verkürzen sie und ersparen Streß in den Zeiten, wo's später eng wird:

Macht Euch noch einmal gründlich mit Euren Textverarbeitungsprogrammen vertraut. Bei größeren Projekten stößt man üblicherweise 2 min vor Schluß auf die eine ungeheuer praktische Funktion, die einem sicher 3 Tage Arbeit erspart hätte (z.B. Formatvorlagen und dynamische Textmarken waren für mich eine echte Offenbarung), begreift, wie man tägliche back-ups fährt, oder lernt im letzten Moment warum Drucker und Rechner doch nicht zueinander passen.

Besorgt Euch ein Programm, das automatisch für die Dateien, die zu Euren Arbeiten gehören, backups macht (dafür gibt es gute freeware im Netz). Selbst wenn in Eurem ganzen Leben noch nie eine große Arbeit im Digitaläther verschwunden ist, beruhigt es ungemein, daß ggF maximal 1 Tag / 1 Stunde oder was immer Ihr als backup-Rate einstellt, verloren ist.

Backups am besten auf eine andere Festplatte, einen lokal vernetzten Rechner oder ein externes Medium (CD, ZIP-Disk, Diskette etc.) ziehen. Auch Festplatten geben mal den Geist auf.

Besorgt Euch das Bindematerial ((Thermobinde)mappen, Ringbinder, Papier, Farbbänder oder was auch immer), das Ihr für die Endgestalt Eurer Arbeiten braucht. Wenn Ihr nicht selbst binden wollt, klärt, wo Ihr das zu welchen Bedingungen machen lassen könnt. So verhindert Ihr die typischen Katastrophen, die entstehen, wenn man kurz vor Ladenschluß und Abgabetermin keine "karierten Maiglöckchen" mehr bekommt.

Denkt Euch einen extrem überkorrekten Ordnungsplan aus, wo Ihr was zu welchem Thema unterbringen, wann welche Arbeiten erledigen, wieviel Zeit für was einplanen wollt. Wenn es wirklich dick kommt, könnt Ihr ihn brauchen, sonst nimmt er Euch die Sorge ab, an irgendwas wichtiges nicht gedacht zu haben, und mildert ggF die Panik bei Such- oder Chaosaktionen.

Hausarbeiten

Es wird gerne behauptet, für die Hausarbeit eigne sich besonders ein Thema, das man so oder ähnlich schon einmal beackert hat. Das stimmt nur bedingt.
...PRO: Ihr habt schon Vorarbeiten geleistet, wißt in etwa, worum es geht, und könnt große Teile der Literatursuche aus dem ersten Projekt übernehmen.
...CONTRA: Die alte Arbeit habt Ihr in einer anderen Situation und auf einem anderen Niveau geschrieben als jetzt im Examen. Was damals vielleicht zu Recht eine 2 war, kann jetzt durchaus eine 4 bringen, denn die Prüfer haben sehr schnell raus, wenn Ihr von Eurem vorigen Ergebnis (und der Forschungssituation an Eurer damaligen Uni) voreingenommen seid oder Aussagen unkritisch übernehmt. Manch einer ist vielleicht sogar beleidigt, wenn Ihr seinen Beitrag zum Thema nicht angemessen berücksichtigt...

Ich persönlich halte es für das beste, ein Thema zu wählen, in dessen Umgebung man sich schon auskennt, aber die eigentliche Recherche dazu noch nicht vorher gemacht hat.

Plant einen ganzen Tag für die technische Herstellung Eurer Arbeiten ein: drucken, kopieren, binden (lassen). Deckblätter etc. stellt am besten zusammen, während Ihr noch an der Arbeit schreibt: Die Endherstellung Eurer Arbeiten artet schnell in Streß aus, wenn Ihr alles 3mal machen müßt, weil Euch dauernd Tippfehler passieren.

Bei dieser Arbeit hilft es sehr, wenn einem eine gelassenere Person (Freunde/Partner o. ä.) einen Teil der Papiertigerei abnimmt, einen beruhigt und notfalls noch Büromaterial besorgt oder computerbesitzende Freunde und Bekannte aktiviert, falls man sich mit irgendwelchen Anzahlen verrechnet hat, oder der Drucker streikt.

Wenn Ihr Eure Arbeiten nicht selbst nach Bremen bringen wollt oder könnt, plant ein bis zwei Tage für den Postweg ein oder schaut Euch schon mal nach einem "Boten Eures Vertrauens" (Freund/in, Verwandte o.ä.) um. Das mag Charaktersache sein, aber mich hat es ungeheuer beruhigt, die fertigen Früchte meiner Arbeit persönlich bei Frau Grinke auf den Schreibtisch zu legen...

Eure PREDIGT werdet Ihr ihm Rahmen eines eigenen Gottesdienstes halten. Zu diesem Zweck teilt Euch der Schriftführer den Kontakt des Pfarrers oder der Pfarrerin mit, in deren Gemeinde Euer Gottesdienst stattfinden soll. Mit Ihr oder ihm solltet Ihr Euch in Verbindung setzen, um die Agende durchzusprechen und zu klären, welche Sitten in der Gemeinde üblich sind, oder wie in bestimmten konkreten Dingen vorzugehen ist.

Eure KATECHESE wird nicht gehalten. Diese Arbeit hat kein praktisches Äquivalent, zielt aber auf eine konkret vorgestellte Stunde Konfirmandenunterricht.

Klausuren

Klausurkurse besuchen - am besten in Göttingen !

Gelegenheiten zu Probeklausuren solltet Ihr unbedingt wahrnehmen. Gerade, wer schon lange nichts derartiges mehr geschrieben hat, wird sich wundern, wie viel man übersieht, wenn man ohne Bücher oder Nächte zum Drüberschlafen in begrenzter Zeit einfach "runterschreiben" muß.

Es ist eine eigenständige Fähigkeit und erfordert eine eigene Sicht auf die Sache, ein Thema, über das es Literatur und Fragestellungen genug gäbe, um damit Hunderschaften von Studenten jahrzehntelang zu beschäftigen, so auf den Punkt zu bringen, daß man weder etwas wichtiges unterschlägt, noch um den heißen Brei herumlabert. Wenn Ihr Gelegenheit bekommt, das zu üben, nehmt sie wahr.

Zu erwähnen ist hier natürlich wieder der Klausurthemenordner (-> Göttingen), mit dem ein bißchen Zeit zu verbringen, einem Orientierung darüber verschafft, wie so ein Klausurthema aussehen kann. Erfahrungsgemäß tendieren die Hannoveraner mehr zu spezielleren, die Bremer mehr zu allgemeineren Fragestellungen. Das ist aber nur eine vage Tendenz. Die Themenwahl liegt vor allem bei Euren Prüfern, die natürlich auch danach entscheiden, was Ihr schon mit Hausarbeiten und mündlichen Themen belegt habt, um Dopplungen zu vermeiden. Es darf also ein wenig spekuliert werden...

Für alle vier betroffenen Disziplinen gibt es eine Fülle von vorbereitender und teilweise sehr nützlicher kompendienartiger Literatur. Die meisten Bibliotheken haben in ihrer Lehrbuchabteilung einige davon, sodaß Ihr ein wenig danach stöbern könnt, was prinzipiell zur Verfügung steht. Konkrete Empfehlungen möchte ich hier nicht aussprechen, da jede/r von Euch in mehreren Jahren Theologiestudiums eigene Arbeitsformen und Gliederungstypen erarbeitet haben wird, die bei der Auswahl solcher Hilfslektüre eine große Rolle spielen. Generell solltet Ihr jedoch mehrere Werke in dieser Art vergleichen, damit ihr:

  • leichter herausfindet, welche Positionen auf dem "Markt" sind,
  • einen besseren Überblick über den Zusammenhang von Gesamtbild und Prioritäten in der jeweiligen Disziplin bekommt,
  • besser abschätzen könnt, was eher Konsens und was strittig ist,
  • Stärken und Schwächen der verschiedenen gebotenen Ansätze besser ausloten könnt, wenn Ihr sie neben einander haltet,
  • erfahrt, ob Ihr für Eure eigenen Ergebnisse Gewährsleute habt, und zu welchen Ergebnissen die mit vergleichbaren Voraussetzungen kommen (, was Euch übrigens auch dann nützt, wenn Ihr Euch davon absetzen wollt.)

Wenn's soweit ist, und ihr die Klausurthemen habt, lest sie bitte sehr genau durch und nehmt Euch Zeit, über den Wortlaut der Fragestellung nachzudenken. Dieser eine Satz ist die Gesamtperspektive Eurer Klausur. In der Regel nennt er nicht nur den geforderten Lernstoff, sondern gibt auch einen Aspekt vor, der Euer Thema als eine relevante Sinneinheit zusammenfaßt, und von dem aus ihr gliedern und bewerten sollt.

Mündliche Prüfungen

Die mündlichen Prüfungen finden im Bremer Studienhaus statt. In den exegetischen Fächern dauern sie je 30, sonst je 20 Minuten. Danach sind 10 min Pause für Besprechung und Notenfindung vorgesehen.

Die Leiterin des Studienhauses, Frau Weber, ist ungeheuer nett und hilfsbereit. Scheut Euch nicht, Euch an Sie zu wenden, wenn's um etwas Konkretes geht (z.B. ein Plätzchen, wo man in der langen Mittagspause sitzen oder sich hinlegen kann. Aus eigener Erfahrung weiß ich z.B. von einen kleinen Gästezimmer.)

Ich bin während Eurer Prüfungen zum Protokollführen vorgesehen und werde Euch nicht großartig zur Verfügung stehen können.

Wenn Ihr in der Prüfung sitzt, geht alles rasend schnell. Was Ihr nicht vorbereitet habt, könnt Ihr höchstens mit Glück improvisieren.

Normalerweise ist der erste Gedanke richtig. Sprecht ihn aus, wenn er nicht gerade "Au Scheiße !" lautet. Bei allem Streß ist eine mündliche Prüfung ein Gespräch, in dem man das Thema wie einen Ausstellungsraum Schritt für Schritt durchlaufen kann. Eure erste Antwort muß nicht erschöpfend sein.

Wenn als erstes genau das gefragt wird, was Ihr am wenigstens wißt, erklärt Euer Wissen zum Thema, indem Ihr laut denkt oder mit dem vergleicht, was Ihr besser gelernt habt. Z.B.: "Mk hat sicher nicht das Nikodemusgespräch, der hat kein Lehrgespräch über ein ganzes Kapitel, bei Mt wäre das eher eine der 7 Reden, und von denen richtet sich keine an einen einzelnen. Bleiben noch Lk oder Joh. Lk Lieblingsthema ist Reichtumskritik, Taufe hat er eigentlich nur im Zusammenhang mit dem Täufer. Bleibt nur Joh." So könnt Ihr zeigen, daß Ihr was wißt und ableiten bzw. Euch orientieren könnt, und signalisiert wohlwollenden Prüfern, wo sie weiterfragen sollten.

Niemals verzweifeln oder aufgeben, bevor nicht alle Prüfungen gemacht sind. Manchmal ist die furchtbar verhauene Klausur doch eine 2, und schon einige hat ihre Geistesgegenwart gerettet: Ein Beispiel:
Frage: "Wo würden Sie zum Thema Abendmahl in der CA nachschlagen ?"
Antwort: "Im Inhaltverzeichnis."
Das ist eine Lösung. In der Praxis würde man auf diese Weise das Abendmahlskapitel finden. (Vielleicht keine 1 aber auf jedem Fall keine 5).

Vermeidet es, Eure persönlichen Erfahrungswerte als Argument einzubringen. Es ist und wirkt auch unangemessen, vor einem Kollegium aus langjährigen Pfarrern oder Universitätstheologen mit ein bißchen Gemeindepraxis neben dem Studium aufzutrumpfen. Prüfungsstoff im ersten Examen ist das theoretische Wissen aus der Uni. Ausnahme: Bei der Predigtarbeit und dem zu haltenden Gottesdienst kann Euch Gemeindepraxis durchaus nützen.

In der Bibelkunde kommt in der Regel eine Frage mit praktischem Gegenwartsbezug vor. Das kann einen furchtbar aus dem Konzept bringen, wenn man nicht vorbereitet ist. Trotzdem: Keine Angst ! Ihr werdet in Bibelkunde, nicht in Politologie geprüft.

Nehmt Euch Zettel und Stift mit. Nach der letzten Prüfung werden Euch alle Examensnoten vorgelesen und das weitere Verfahren zur Übernahme ins Vikariat erklärt. Namen und Zahlen sofort notieren. Am nächsten Tag habt Ihr sie sonst garantiert vergessen.

Nachbereitung

Wenn Ihr das erste theologische Examen bestanden habt und ins Vikariat übernommen werden wollt, müßt Ihr dies beantragen. Der Antrag ist formlos und geht an den Schriftführer. Das wird Euch bei der Notenverkündung noch mal gesagt. Wenn etwas dabei unklar ist: sofort nachfragen - jetzt könnt Ihr das noch ohne Peinlichkeiten oder Terminabsprachen.
Üblicherweise wird dem Antrag stattgegeben. Der Termin für den Vikariatsbeginn ist der 1. 6. (zumindest war es bisher so.)

Wer zu einem Frühjahrstermin Examen mach,t kann in relativ glattem Übergang das Vikariat anschließen. Wer einen Herbsttermin wählt, hat ein halbes Jahr zwischen beidem Zeit. In diesem Fall solltet Ihr Euch rechtzeitig überlegen, wie Ihr die Zwischenzeit sinnvoll nutzen könnt, da für die meisten qualifizierten Formen des Wartens Anmeldungen oder Bewerbungen nötig sind.

Für Eure Personalakte als Vikarinnen oder Vikare braucht Frau Steffen (Personalabteilung) eine lange Liste mit Angaben und Bescheinigungen. Unter anderem müßt Ihr exmatrikuliert sein. Die geforderte Exmatrikulationsbescheinigung bekommt Ihr auf schriftlichen, formlosen Exmatrikulationsantrag beim Studentensekretariat per Post mit Studienzeitbescheinigung und den Unterlagen, die Ihr bei Eurer Immatrikulation eingereicht hattet.

Wer will, kann sich nach dem Examen auch das Diplom der Theologischen Fakultät ausstellen lassen. Dazu braucht Ihr: Euer Examenszeugnis, Studienbescheinigungen der letzen beiden Semester, und ein Formular, das man im Sekretariat des Dekans bekommt. Für das Vikariat bedeutet das Diplom nichts. Es ist nur interessant, falls Ihr Vollständigkeit liebt oder über eine außerkirchliche Alternative nachdenkt.

Was im Vikariat auf Euch zukommt, weiß ich leider nicht: Es steht mir selbst noch bevor.

... Impressum

... Startseite